Senf: Kräftige Körner

Höllisch scharf und bärenstark: Senf schmeckt nicht nur zur Bratwurst – er beugt auch Krankheiten vor und wirkt sogar gegen Schädlinge in der Landwirtschaft. 

Senf gab es bereits vor der Bratwurst – das steht fest. Schon die Chinesen schmeckten ihre Speisen vor 3000 Jahren mit dem scharfen Gewürz ab. Dennoch gehören hierzulande Wurst und Senf untrennbar zusammen, erst recht wenn im Sommer die Grillkohlen glühen. Doch die gelbe Würzpaste kann noch vieles mehr: In der Küche verfeinert sie Soßen, Salatdressings oder Marinaden. Und auch als Heilmittel hat der Senf seinen festen Platz.

Bereits die alten Griechen schätzten das Gewürz zur Linderung verschiedener Leiden – etwa bei Hals- oder Unterleibschmerzen. Im Mittelalter sollte es sogar gegen die Pest Wunder wirken. In der Heilkunde wird dem Senf zudem seit Jahrhunderten eine aphrodisierende und anti-rheumatische Wirkung nachgesagt. Wissenschaftlich belegen lassen sich diese Anwendungen allerdings nicht. Und Vorsicht: Überdosiert kann Senf wegen seiner besonders intensiven Wirkung sogar Schaden anrichten.

Gute Nachrichten für Bratwurstfreunde

Der medizinische Nutzen von Senf ist dennoch unbestritten. Forscher aus Gießen konnten zeigen, dass die aus den Senfsamen gewonnenen Öle Grippeinfektionen und Erkältungen vorbeugen. Freiburger Wissenschaftler weisen sogar Erfolge beim Einsatz von Tafelsenf als Mittel gegen Krebs vor. Grundsätzlich gilt: Je schärfer, desto wirkungsvoller. Appetitanregend und verdauungsfördernd wirkt Senf auch – gerade bei fettigen Speisen. Gute Nachrichten also für Bratwurstfreunde.

Die Herstellung von Senf ist relativ einfach. Die Masse besteht meist aus nur wenigen Zutaten: Weißen oder braunen Senfsamen – häufig auch Senfkörner genannt –Essig, Salz, Gewürze und Wasser. Wer einen Mixer oder ein feines Passiergerät zu Hause hat, kann die Paste in kürzester Zeit selbst anrühren. Je nach Geschmack können frische Kräuter, Früchte oder andere Zutaten mitverarbeitet werden. Man sollte sich aber nicht wundern, dass der eigene Senf am Ende deutlich körniger ausfällt, als jener, der feingemahlen aus der Tube kommt. Der Qualität schadet dies keinesfalls.

Körner, die vor Kraft strotzen

Schärfe und Geschmack des Senfs stecken im Wesentlichen in den Samen der etwa ein bis anderthalb Meter hohen Pflanze. Wie Broccoli und Meerrettich gehört sie zur großen Gruppe der Kreuzblüter. Beim Zermahlen der Samen lösen sich Senföle, die eigentlichen Scharfmacher. Sie strotzen nur so vor Kraft – so sehr, dass die Pflanze sogar zur natürlichen Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft eingesetzt wird.

Mit jedem Klecks Senf nehmen auch wir diese Kraft in uns auf. Nur gut also, dass wir Deutschen jedes Jahr rund 1,1 Kilogramm von dem Scharfmacher zu uns nehmen, so die Zahlen des Herstellerverbandes für das Jahr 2012. Und die ein oder andere leckere Bratwurst dazu wird uns am Ende auch nicht schaden.

Stephan Fuhrer

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