Zucker: Süße Versuchung

Wundermittel oder Teufelszeug? Zu viel Zucker macht unseren Körper krank. Nur blöd, dass er unserer Seele so guttut.

Warum können wir die Schokolade nicht einfach mal liegen lassen? Ganz einfach: Weil wir Zucker lieben. Und das von Geburt an. Bereits Säuglinge mögen die in der Muttermilch enthaltene Süße. Diese Vorliebe begleitet uns ein Leben lang. Doch Zucker hat ein schlechtes Image. Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Karies – die Folgen eines zu hohen Konsums werden uns beim Arztbesuch und in den Medien seit vielen Jahren vorgebetet. Schließlich ist der vermeintliche weiße Teufel überall: nicht nur in Schokolade oder Limonade, sondern auch in Säften und Obst. Doch wie viel davon ist für uns tatsächlich schädlich?

Auf eine Zuckerart können wir schon mal nicht verzichten: Der von unserem Körper aus Kohlenhydraten gewonnene Traubenzucker, auch Glucose genannt, gibt uns die nötige Energie. Der andere ist nicht zwingend nötig, versüßt uns aber das Leben. Doch wir konsumieren deutlich zu viel. Zwischen 30 und 40 Kilogramm Zucker nehmen wir im Jahr zu uns. Das ist die drei- bis vierfache Menge von dem, was etwa die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt. 25 Gramm am Tag sollen demnach unbedenklich sein. Das entspricht der Menge von sechs Teelöffeln. Zum Vergleich: In einem Liter Cola sind 100 Gramm Zucker, also rund 24 Teelöffel.

Süßgetränke und Fastfood sind die Zuckerbomben schlechthin, warnen deshalb Ernährungswissenschaftler wie Sonja Carlsson. „Inzwischen sind wir sehr viel sensibler, nehmen beim Backen und Kochen weniger Zucker“, sagt die Expertin. Das sei auch gut so. „Aber wenn man gleichzeitig Cola und Fertiggebäck konsumiert, dann bringt das wenig.“ Auch in vielen Fertiggerichten sind hohe Zuckermengen enthalten. Ein Blick auf die Zutatenliste hilft weiter. Sie muss mit dem höchsten Gehalt der Stoffe beginnen. Wenn an erster Stelle Wasser steht, dann der Zucker folgt, ist klar, dass es sich um ein sehr süßes Produkt handelt.

Brauner Zucker schmeckt aromatischer

Ob wir weißen, braunen, Kandis- oder Puderzucker zu uns nehmen, spielt in puncto Kaloriengehalt keine Rolle. Beim Geschmack schon: Brauner Zucker schmeckt zum Beispiel aromatischer als weißer. Alternativen wie Stevia oder künstliche Süßungsmittel haben hingegen keine Kalorien. Doch ist bei Stevia, das aus den Blättern der gleichnamigen Pflanze gewonnen wird, der Gesundheitswert noch nicht erforscht. Und einen leckeren Kuchen lässt sich damit auch nicht backen, weil es zu keiner Bräunungsreaktion kommt und auch der Teig nicht locker wird. Daran scheitern auch andere Alternativen wie Honig oder Sirup.

Und das sind nicht die einzigen positiven Eigenschaften von Zucker, wie Buchautorin Sonja Carlsson („Das große Buch vom Zucker“, LV-Buch, 19,95 Euro), betont. So spiele er etwa auch bei der Konservierung von Lebensmitteln seit jeher eine wichtige Rolle. Und dann gibt es viele Menschen, die bei Süßem förmlich ins Schwärmen geraten. „Zucker, in Maßen, gibt uns also etwas für die Seele“, sagt die Ernährungsexpertin. Und das ist doch auch nicht ganz unwichtig.

Stephan Fuhrer / Foto: joanna wnuk/fotolia.com

 

Süße Alternativen

Weißer Zucker …

… wird auch Saccharose genannt und zumeist aus Zuckerrüben gewonnen. Puderzucker ist nichts Anderes als besonders feingemahlener weißer Zucker. Der Kaloriengehalt liegt bei rund 390 kcal pro 100 Gramm

Brauner Rohrzucker …

… wird aus der Zuckerrohrpflanze extrahiert. Chemisch gesehen gibt es keinen Unterschied zu weißem Zucker, auch der Kaloriengehalt ist ähnlich. Doch sein Geschmack ist aromatischer.

Stevia …

… hat keine Kalorien und stammt aus den Blättern der gleichnamigen Pflanze. Für die Lebensmittelindustrie wird der Stoff, der einen deutlichen Eigengeschmack aufweist und dessen gesundheitliche Auswirkungen noch nicht erforscht sind, chemisch hergestellt.

Honig …

… ist eine Mischung aus süßen Pflanzensäften und zuckerhaltigen Ausscheidungsprodukten von Insekten. Sein Kaloriengehalt beträgt rund 300 kcal pro 100 Gramm.

Agavensirup …

… ist ein Dicksaft, der aus der gleichnamigen mexikanischen Pflanze gewonnen wird. Er ist süßer und flüssiger als Honig, besitzt einen hohen Fruchtzuckeranteil und hat einen Nährwert von rund 310 Kalorien pro 100 Gramm.

Kokosblütensirup …

… wird aus dem Nektar der Kokospalme extrahiert und ist wegen seines niedrigen glykämischen Werts gefragt. Dieser gibt an, wie stark ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Der Kaloriengehalt ist mit 380 kcal pro 100 Gramm relativ hoch.

Süßstoffe …

… sind zumeist kalorienfreie, synthetisch hergestellte Zuckerersatzstoffe. Sie sind wasserlöslich und werden ausgeschieden. Lediglich Aspartam und Thaumatin spielen in unserem Stoffwechsel eine Rolle, weil sie aus Eiweißbausteinen, also Aminosäuren bestehen. Bei Menschen, die unter der Stoffwechselstörung Phenylketonurie leiden, ist Aspartam tabu. sfu