Sonntag, kurz nach Eins: Die Hose spannt, die Atemzüge sind kurz. Omas Sauerbraten mit Knödeln war wieder Sahne! Dieses Gefühl liebe ich, schließlich geht es mir jeden Sonntag so: Oma kocht und mir schmeckt´s. Besser kann eine Woche kaum enden.
Dann kommt das Studium und ich ziehe weit weg von meinem Schwarzwälder Zuhause. Wenn der Hunger kommt, futtere ich mich durch alle Fertiggerichte, die der Supermarkt um die Ecke hergibt. Mir schmeckt´s nicht. Also rufe ich Oma an. „Wie machst Du eigentlich Deine leckeren Knödel?“ Sie erklärt es mir und ich probiere es aus. Eine Leidenschaft ist erwacht.
Nach der Uni, die ich mir auch durchs Kochen finanzieren konnte, geht´s zur Zeitung nach Münster, dann nach Hannover. Ich schreibe über die Politik, den Sport, die Kultur – aber am liebsten übers Essen. Nach dem Volontariat bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung arbeite ich als verantwortlicher Redakteur für Sonderthemen, kümmere ich mich um die Stadionzeitung von Hannover 96 und die Wochenendbeilagen in den Madsack-Zeitungen. Abends und am Wochenende stehe ich in meiner Küche, um mich zu entspannen. Die Gedanken kreisen. Warum mache ich meine Leidenschaft nicht zum Beruf?
Warum eigentlich nicht? Mittlerweile bin ich wieder in meine Schwarzwälder Heimat zurückgekehrt und verdiene meine Brötchen mit Artikeln über selbige. Ichschreibe über das, was ich liebe: Kochen, Essen, Trinken. Und wenn ich sonntags dann zur Ruhe komme, wird natürlich anständig gekocht und gegessen. Bis die Hose spannt. Oma ist leider schon lange nicht mehr da – aber sie wäre mit Sicherheit stolz auf mich.
Stephan Fuhrer