Lecker und vielseitig einsetzbar: Essig ist ein wahrer Alleskönner – auch als altbewährtes Haushaltsmittel bei Wehwehchen.
Was so ein Schuss Essig doch alles bewirken kann: Er gibt unserem Salat die richtige Würze, macht Mayonnaise cremig und darf in vielen Soßen und Suppen nicht fehlen. Darüber hinaus konserviert er Lebensmittel, unterstützt uns beim Putzen und befreit Abwasserrohre von Schmutz und Ablagerungen. Und dann hilft er uns auch noch, wenn es uns mal nicht so gut geht. Essig wirkt antibakteriell und stoffwechselanregend. Das macht ihn zu einem beliebten Hausmittelchen, das obendrein sehr preiswert zu haben ist.
In Deutschland darf Speiseessig zwischen 5 und 15,5 Prozent Säure enthalten. In den meisten handelsüblichen Produkten sind es 5 bis 6 Prozent. Essigessenz, die als solche kenntlich gemacht werden muss, hat einen Anteil von 25 Prozent. Um einen natürlichen Essig handelt es sich dabei aber in den meisten Fällen nicht, vielmehr um eine chemisch hergestellte Säurelösung, die besser im Putzeimer und nicht im Salat landet.
Klassischer, wohlschmeckender Essig entsteht durch Gärung. Die Ausgangsflüssigkeit muss Alkohol enthalten. Nur so können die Essigbakterien, die diesen Verwandlungsprozess begleiten, überhaupt arbeiten. Am Ende bleibt die Säure – und der Geschmack des Ausgangsprodukts. Besonders häufig werden hierzulande Rot-, Weiß- und Apfelwein zu Essig vergoren. In anderen Teilen der Welt wird das Würzmittel aber auch aus Kokosnüssen, Bananen oder Feigen hergestellt.
Die Essiggärung ist seit Menschengedenken bekannt. Die ältesten Spuren finden sich in chinesischen und ägyptischen Gefäßen aus der Zeit um 6000 v. Chr. Aus Mesopotamien gibt es Überlieferungen, in denen von „saurem Bier“ die Rede ist. In der Antike war Essig vor allem als Durstlöscher bekannt. Römische Legionäre tröpfelten es in ihre Feldflaschen. Schmutziges Wasser wurde durch die antibakterielle Wirkung so erst genießbar. Die Babylonier entdeckten zudem die Konservierungsmöglichkeiten und legten ihre Jagdbeute in Essig ein.
Auch die heilende Wirkung des Essigs war früh bekannt. Bereits der griechische Arzt Hippokrates wendete ihn in der Antike bei Atemwegserkrankungen und Verdauungsproblemen an. Später wurde Essig auch bei der Behandlung von Hautproblemen wie Akne oder Schuppenflechten oder zur Körperreinigung eingesetzt. Erwärmt soll er als Wickel Hals- oder Bauchweh kurieren, kalt bei Prellungen, Stauchungen oder Insektenstichen Schmerzen lindern. Doch Vorsicht: Seine Säure kann auf unserer Haut bei Überdosierung auch Schaden anrichten. Innerlich wird dem Essig eine entgiftende und entschlackende Wirkung nachgesagt. Und dann soll sauer ja auch noch lustig machen, wie es so schön heißt. Viel mehr geht nicht.
Stephan Fuhrer / Foto: fottoo/fotolia.com
Alles Essig?
Aceto Balsamico …
… ist ein hochwertiger Essig mit dunkelbrauner Farbe und süßsaurem Geschmack, der vornehmlich in der italienischen Provinz Modena hergestellt wird. „Aceto Balsamico die Modena“ ist ein Massenprodukt, während Etiketten mit dem Zusatz „Tradizionale“ auf die Herstellung nach althergebrachter Art hinweisen. Dabei wird eingedickter Traubensaft mit Balsamessig und frischem Wein zur Vergärung in verschiedenen Holzfässern angesetzt. Der Herstellungsprozess dauert viele Jahre.
Rot- oder Weißweinessig …
… ist ein durch Gärung entstandenes reines Produkt auf Basis von Traubenwein. Er muss einen Säureanteil von mindestens 6 Prozent vorweisen und kann einen Restalkoholgehalt von bis zu 0,5 Volumenprozent besitzen. Aufgrund seines neutralen Geschmacks findet er in der Küche vielerlei Verwendung.
Apfelessig …
… wird ähnlich dem Weinessig aus Apfelwein gewonnen. Wegen seines milden Geschmacks wird er häufig zur Würze von Salaten oder Fisch- und Geflügelgerichten verwendet. Auch als Basis für Schorlegetränke oder Limonaden kommt er zum Einsatz.
Branntweinessig …
… ist der in Deutschland am meisten produzierte Essig. Dabei wandeln Essigsäurebakterien verdünnten Branntwein in Essigsäure um. Er ist besonders geschmacksneutral, dafür aber auch deutlich saurer als herkömmlicher Fruchtessig. Gemischt mit Weinessig wird er unter anderem als „Weinwürziger Essig“ in den Supermärkten angeboten.
Essigessenz …
… weist einen hohen Säuregehalt von 25 Prozent auf und sollte deshalb vor Verwendung in der Küche mit der vierfachen Menge an Wasser verdünnt werden. Die Essigsäure wird entweder synthetisch oder durch die Verarbeitung von Holzabfällen gewonnen.
Ansatzessige …
… sind bereits fertige Essige, die mit Aromen, Kräutern oder Früchten eine Zeit lang angesetzt werden und dadurch einen anderen Geschmack erhalten. Vom Knoblauch- über Honig- bis zum Lavendelessig sind dabei keine Grenzen gesetzt.